Bildaufbau in der Landschaftsfotografie

Eine wichtige Regel für den Bildaufbau in der Landschaftsfotografie, mit der deine Fotos zu 90% gut werden! Fotografie ist visuelle Kommunikation.

Die goldene Regel

Viele Bücher sind geschrieben worden über Farben, Formen und Kontraste. Doch was davon lässt sich in der Realität umsetzen? Fast nichts. Im Gegensatz zu einem Studiofotografen muss ein Landschaftsfotograf die Natur so nehmen, wie er diese vorfindet. Die Balance von Farben, Formen und Kontrasten gehört zu den letzten 10% des Feinschliffs eines gelungenen Fotos.

Die anderen 90% des Bildaufbaus in der Landschaftsfotografie erhältst du mit folgender Regel:

 

  • Fotografie ist visuelle Kommunikation.

 

Wenn du diese Regel verstanden und verinnerlicht hast, wirst du den größten Schritt in der Landschaftsfotografie gehen, der möglich ist. Doch was sagt dir dieser Satz?

so machst du den bildaufbau in der landschaftsfotografie

Wie funktioniert Bildaufbau?

Ein gelungener Bildaufbau in der Landschaftsfotografie rundet dein Foto ab. Du kannst die schönsten Orte der Welt bereisen und fotografieren, doch nur wenn dein Bildaufbau sitzt erhältst du ästhetische Fotografien, die die Blicke auf sich ziehen. Zum Thema Bildaufbau gibt es unzählige Bücher, doch die wichtigste Regel wird oft nicht erklärt.

Diese Regel wird von professionellen Fotografen oft unbewusst angewendet und deshalb nie richtig kommuniziert. Wenn du diese Regel verstanden hast, dann hast du 90% vom Bildaufbau in der Landschaftsfotografie richtig. Alle weiteren Regeln zur Farbkontrasten, führenden Linien, Goldener Schnitt etc. sind ein gestalterisches Mittel. Das Problem: Die Natur ist nie perfekt! Du hast kaum Einfluss auf diese gestalterischen Mittel. Wenn du keinen Farbkontrast an deinem Motiv hast, dann kannst du das nicht ändern.

Viele Hobbyfotografen verstehen diese beiden Regeln auch nach Jahren noch nicht und fokussieren sich auf die letzten 10% den Bildaufbau mit gestalterischen Mitteln abzurunden, während die 90% die es wirklich braucht, einfach fehlen.

so gestaltest du einen bildaufbau

Goldene Regel für den Bildaufbau: Ein Motiv schaffen!

Viel zu wenig wird Landschaftsfotografie mit menschlicher Wahrnehmung in Verbindung gebracht und oftmals zu künstlerisch betrachtet. Fotografie ist visuelle Kommunikation. Diesen Satz prägst du dir ein. Dies ist die essentiellste Regel des Bildaufbaus realistischer, nicht abstrakter Fotografie. Doch was bedeutet er?

Ein Betrachter sucht in einem Foto nach einem Grund, das Foto zu betrachten und sich damit zu beschäftigen. Der Betrachter möchte eine Information in dem Foto identifizieren und wahrnehmen. Dies ist der ursprünglichste Zweck menschlichen Sehens. Sehen setzt sich immer aus dem physischen Abbild der Realität, durch die Augen erschaffen und die Interpretation der Information durch das Gehirn zusammen.

Wenn wir als Menschen mit unseren Augen durch die Welt gehen, dann lässt uns unser Gehirn unsere Aufmerksamkeit immer auf eine Sache fokussieren. Diese Sache sticht durch irgendeinen besonderen Reiz aus all den anderen Informationen und weniger dominanten Reizen in der Umgebung heraus. Wenn du etwa durch den Wald läufst, so nimmst du nicht jeden einzelnen Baum aktiv wahr.

Das wäre eine Informationsflut, die du nicht verarbeiten könntest. Das gleichen gilt für eine überfüllte Fußgängerzone. Die Menschenmassen verschwimmen für deine Wahrnehmung in einem grauen Nichts. Doch plötzlich mitten im Wald steht die eine, riesige, alte Eiche. In der Fußgängerzone fällt dir plötzlich der eine als Clown verkleidete Straßenkünstler auf.

Was ist passiert? Sowohl die Eiche als auch der Clown stechen aus dem monotonen Chaos heraus und erhalten deine Aufmerksamkeit. Und exakt das ist die Essenz eines guten Bildaufbaus in der Landschaftsfotografie! Du musst ein Motiv erschaffen. Ein Objekt im Foto, dass durch eine physische Gegebenheit aus dem Chaos des restlichen Fotos heraussticht. Ein Motiv ist also ein visueller Reiz, der dir als Fotograf in den Sinn gekommen ist und diesen kommuniziert du durch dein Foto mit einem unbeteiligten Dritten. Dieser nimmt den Reiz in deinem Foto wahr. Das ist visuelle Kommunikation.

forest photography

Der größte Fehler für den Bildaufbau in der Landschaftsfotografie

Dieser Fehler ist der schlimmste Fehler, den du für deinen Bildaufbau als Landschaftsfotograf überhaupt machen kannst: Kein klares Motiv erschaffen. Du verfehlst die Kommunikation. Dein Foto erfüllt keinen Zweck, wenn du kein Motiv kommunizierst.

Anfänger in der Landschaftsfotografie neigen dazu, dass zu fotografieren, was sie sehen. Das ist ein großes Problem. Denn weil dir ein Objekt aufgefallen ist und du ein Foto von diesem gemacht hast, bedeutet dies nicht, dass jemand anderes dieses Objekt als Motiv in deinem Foto erkennt. Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem was du siehst und wahrnimmst und dem, was du in deinem Foto kommunizierst.

Mache dir bewusst, dass wenn dir einmal ein Objekt aufgefallen ist und es deine Aufmerksamkeit erhalten hat, dieses Objekt von deinem Gehirn vorgemerkt ist. Du wirst dieses Objekt daher ohne Probleme in deinem eigenen Foto wiederentdecken.

Doch dies gilt natürlich nicht für jemanden Dritten, der dein Foto betrachtet! Dieser nimmt das Objekt in deinem Foto nur dann als Motiv wahr, wenn du das Objekt durch einen Bildaufbau so platziert hast, dass es sich physisch vom Rest des Fotos unterscheidet und die Aufmerksamkeit eines Betrachters auf sich lenkt.

An dieser Tatsache scheitern viele Fotografen jahrelang! Merke dir also: Nicht du musst dein Motiv im Foto erkennen, sondern der Betrachter. Du fotografierst nicht für dich, sondern für den Betrachter.

Doch was ist denn nun ein guter Bildaufbau in der Landschaftsfotografie?

Wenn du ein ästhetisches Objekt oder eine ästhetische Szenerie in der Landschaft entdeckst, dann ist die erste Aufgabe des Bildaufbaus in der Landschaftsfotografie, dieses Objekt zu einem Motiv zu machen. Schaue dich vor Ort um, überlege dir, welche Objekte du neben dem Objekt, das Motiv sein soll, in deinem Bildausschnitt haben würdest.

Platziere die Kamera so, dass das von dir ausgesuchte Objekt durch eine physische Eigenschaft das Motiv im Foto wird. Hier ein paar Möglichkeiten für den Bildaufbau in der Landschaftsfotografie, um ein Objekt zum Motiv zu machen:

  • Größe: Das Objekt wird Motiv, da es eine große Fläche im Foto einnimmt
  • Farbe: Das Objekt sticht durch eine grelle Farbe aus der Umgebung hervor
  • Form: Das Objekt hat eine Form, die sich sonst im Foto nicht findet
  • Licht: Das Objekt ist in einem hellen Bereich des Fotos zu finden
  • Dominanz: Mehrere gleiche Objekte (Baumgruppe, Bergkette…)
  • Struktur: Die Oberfläche des Objekts hebt sich von der Umgebung ab
  • Kontrast: Das Objekt hat einen größeren Kontrast als die Umgebung

Im Grunde ist diese Liste nichts anderes als eine Liste menschlicher Wahrnehmung während dem Sehen, wieso Objekte unsere Aufmerksamkeit erhalten. Die gleichen Regeln gelten für dich, wenn du ein Motiv in deinem Landschaftsfoto schaffen möchtest. Übrigens erschaffst du das Motiv noch nicht einmal selbst, vielmehr findest du das Motiv.

Noch weiter gedacht bedeutet dies, dass du dir das Motiv nicht ausdenken kannst. Das Motiv in deinem Foto bestimmt sich von alleine. Das Objekt, dass die meisten der aufgezählten Eigenschaften auf sich vereinen kann, dieses Objekt ist automatisch für einen Betrachter das Motiv in deinem Foto. Ob du das nun gut findest oder nicht, du kannst es nicht ändern. Dies hat zur Folge, dass nicht alles was du als ästhetisch empfindest am Ende auch ein schönes Foto ergibt, dass für einen Betrachter interessant ist.