Gewitter vorhersagen

Um Gewitter vorhersagen zu können ist es enorm wichtig, die einzelnen Typen der Gewitterzellen zu klassifizieren. Wir von VIEWFINDR zeigen dir, wie’s geht.

Klassifizierung von Gewitterzellen

Um Gewitter vorhersagen zu können ist eine exakte Einordnung der Gewitterzellen in bestimmte Klassen notwendig. In diesem Blog erklären wir dir, welche Arten von Gewittern es gibt und welche Wolkenstrukturen du an diesen Gewittern fotografieren kannst. 

Zum Gewitter vorhersagen gibt es folgende Typen:

  • Einzelzelle
  • Multizelle
  • LP Superzelle
  • Klassische Superzelle
  • HP Superzelle
  • Mesoscale Convective System

 

Labiler Grundzustand

Jede Gewitterzelle erfüllt im Wettersystem nur einen einzigen Zweck: Der Labile Zustand von warmer Luft am Boden und kalter Luft in der Höhe muss ausgeglichen werden. Die warme Luft steigt in der Cumulonimbuswolke vertikal auf, dies ist der Aufwind der Gewitterzelle. Zum Ausgleich fällt kalte Luft inklusive Niederschlag zurück zum Boden, dies ist der Abwind der Gewitterzelle. Zum komplexesten Handwerk eines Meteorologen gehört es, Gewitter vorhersagen zu können. Hierzu werden unzählige Parameter aus den Wettermodellen verglichen.

In VIEWFINDR greifen wir in Mitteleuropa und Nordamerika auf die simulierte Radarreflektivität zurück. Dieser Parameter zeigt die erwartete Position von Gewitterzellen und Gewittersystemen. Zum Gewitter vorhersagen kann dieser Parameter ganz einfach in der VIEWFINDR-App aufgerufen werden. Durch Einstellen verschiedener Uhrzeiten kann die Verlagerung der Gewitterzellen erkannt werden. Diese Methode gibt in wenigen Sekunden einen Überblick über die Situation.

Gewitter vorhersagen ist mit viel Unsicherheiten verbunden. Als Laie ist es deshalb nicht nötig, die Gesamtzahl an verschiedenen Wetterparametern in der Vorhersage zu betrachten. Die Information über einen ungefähren Ort und Zeitpunkt reicht aus. Viel wichtiger ist es, kurzfristig das Niederschlagsradar zu betrachten. Durch beobachten der Radarsignale lassen sich Gewitter vorhersagen, indem das aktuelle Radarbild für die nächsten 1-2 Stunden interpoliert wird. Nur auf den Livedaten des Niederschlagsradars lassen sich die einzelnen Typen der Gewitter vorhersagen.

Die Einzelzelle

Die einfachste Form eines Gewitters ist die Einzelzelle. Dieser Typ einer Gewitterzelle hat nur eine kurze Lebensdauer von 20min – 60min, ehe die Einzelzelle abstirbt, da der Aufwind keine weitere warme Luft mehr in der Umgebung vorfindet. Einzelzellen treten typischer Weise auf, wenn wenig Windscherung und Jetstream vorhanden sind. Das Ausbleiben des Windes sorgt dafür, dass die Einzelzelle keine weitere warme Luft erreichen kann. Einzelzellen bleiben daher lokal und bewegen sich wenig von der Stelle.

Einzelzellen sind die besten Gewitter zum Fotografieren von Blitzen. Dadurch, dass diese lokal und kleinräumig auftreten, befindet sich nur wenig Regen in der Umgebung, der den Blick auf die Blitze verhindern könnte. Sind in den Gewitter Vorhersagen und auf dem Niederschlagsradar Einzelzellen zu erkennen, lohnt es sich in der Dämmerung und der Nacht Blitze zu fotografieren. Tagsüber sind Einzelzellen uninteressant zu beobachten. Diese haben selten interessante Wolkenstrukturen. Erst, wenn am Abend oder am Morgen Lichtstimmungen hinzukommen, lohnt es sich, Einzelzellen zu fotografieren.

Auf dem Niederschlagsradar ist die Einzelzelle durch ein schnelles verstärken und vergrößern der Radarsignatur zu erkennen, bald darauf gefolgt von einer Abschwächung. Die Lebensdauer der Einzelzellen Gewitter vorhersagen zu können ist schwierig und daher zum Fotografieren der Einzelzellen auch immer ein wenig Glück gefragt.

Die Multizelle

Eine Multizelle ist der Zusammenschluss mehrerer Einzelzellen in verschiedenen Stadien des Lebenszyklus zu einer größeren Zelle. Die Multizelle kann über mehrere Stunden existieren und lange Wegstecken zurücklegen. Optisch lässt sich die Einzelzelle daran erkennen, dass kleine Cumuluswolken, bis hin zur Cumulonimbuswolke gestaffelt nebeneinander auftreten. Dabei haben sich die einzelnen Aufwinde mit einer gemeinsamen Aufwindbasis zusammengeschlossen. Durch diese steigt die warme Luft in den Aufwindtürmen auf.

Auch der Abwindbereich mehrerer Einzelzellen im Zerfallsstadium hat sich zusammengeschlossen. In der Multizelle herrscht eine größere räumliche Trennung von Aufwind und Abwind vor. Hierdurch kann immer wieder neue warme Luft im Aufwindbereich der Multizelle aufsteigen, die kalte Luft kann nur schwer den Zugang zu neuer warmer Luft verhindern.

Multizellen existieren in Umgebungen mit einem moderaten bis starken Jetstream in Kombination mit einer moderaren Windscherung. Die Windscherung trägt dazu bei, dass sich Aufwindbereich und Abwindbereich räumlich voneinander trennen können. Der Jetstream lässt die Multizelle über das Land ziehen, so dass diese immer neue warme Luftmasse erreichen kann. Multizellen als Gewitter vorherzusagen ist auf dem Niederschlagsradar deutlich einfacher. Multizellen sind daran zu erkennen, dass sich mehrere sogenannter Kerne auf dem Radar in direkter Nachbarschaft befinden. Jeder Kern entspricht einer Einzelzelle in einem anderen Reifestadium.

Multizelle auf dem Radar
Schema einer Multizelle

Die Superzelle

Die stärkste Form der Gewitterzelle ist die Superzelle. Gewitter Vorhersagen, die vor Superzellen warnen, sprechen häufig von großem Hagel und natürlich dem Risiko von Tornados. Bei einer Superzelle handelt es sich um eine Einzelzelle, da es nur einen einzigen Aufwind gibt. Der Unterschied zur Einzelzelle ist jedoch groß. Eine Superzelle tritt auf, wenn starke Windscherung in der Atmosphäre vorherrscht. Kommt der Wind am Boden z.B. aus Süden, der Jetstream jedoch aus dem Westen, so dreht sich der Wind mit der Höhe.

Dies sorgt dafür, dass die Superzelle immer einen laminaren Zufluss warmer Luft in ihren Aufwind erhält, während diese durch den Jetstream weitergetragen wird. Zusätzlich drückt der warme Wind aus dem Süden die kalte Luft im Abwindbereich der Superzelle aus dem Weg. Hierdurch kann die kalte Luft aus dem Abwindbereich nicht unter die Aufwindbasis gelangen, die Superzelle erhält weiterhin einen Zustrom warmer Luft.

Die Zugbahn der Superzelle als Gewitter vorhersagen zu können ist auf dem Niederschlagsradar recht einfach. Eine Superzelle ist an der enormen Größe zu erkennen, zudem weißt diese meist eine V-förmige Struktur auf dem Niederschlagsradar auf, mit einer langen Niederschlagsfahne, die sich in Richtung Norden erstreckt. Einige Superzellen bilden ein sogenanntes Hook-Echo aus. Diese Radarsignatur ist der Hinweis auf eine extrem starke Rotation der Gewitterzelle, die zu einem Tornado werden kann.

Superzellen sind den ganzen Tag über fotogen, es bilden sich interessante Wolkenstrukturen an diesen heraus. In der Nacht lassen sich viele Blitze fotografieren. Als Fotograf Superzellen Gewitter vorhersagen zu können ist sehr hilfreich, wenn du tolle Wolkenstrukturen fotografieren möchtest.

Eine Superzelle

LP Superzelle

Die LP Superzelle, aus dem amerikanischen „low precepitation“, ist eine Form der Superzelle mit sehr geringem Niederschlag. Diese Superzelle ist auf dem Niederschlagsradar als Gewitter vorherzusagen, in dem nach einer rundlichen Signatur mit einer langen Niederschlagsfahne gesucht wird. LP Superzellen haben ein sehr geringes Risiko eines Tornados, es kann jedoch sehr großer Hagel im Niederschlagsbereich der Superzelle auftreten. In der LP Superzelle ist der Aufwindbereich deutlich dominanter, als der Abwindbereich. Deshalb ist bei diesem Gewitter immer mit einem guten Blick auf den gesamten Aufwind zu rechnen.

LP Superzelle Radarbild

Klassische Superzelle

Bei dieser Superzelle gibt ein ideales Gleichgewicht zwischen dem Aufwind und dem Abwind. Dieses sorgt dafür, dass an der Klassischen Superzelle das größte Risiko für Tornados zu finden ist. Die Klassische Superzelle zeichnet sich durch das typische Hook-Echo auf dem Niederschlagsradar aus. Die Zugbahn dieser Gewitter vorhersagen zu können ist enorm wichtig, denn nur so können Meteorologen abschätzen, welchen Weg ein Tornado einschlagen wird.

Radarbild Klassische Superzelle
Klassische Superzelle in Deutschland

HP Superzelle

Die wohl monströsesten Wolkenstrukturen werden durch HP Superzellen hervorgebracht. Die „high precipitation“ Superzellen verfügen über einen dominanteren Abwindbereich, es befindet sich besonders viel Niederschlag in der Umgebung dieser Gewitterzelle. Großer Hagel und Orkanböen treten auf, Tornados sind besonders gefährlich, da diese vom Regen umhüllt sind und von Sturmjägern nur schwer erkannt werden können.

HP Superzelle zum Gewitter vorhersagen