Das Histogramm ist das wichtigste Werkzeug, um eine richtige Belichtung des Sonnenuntergang zu realisieren. Lerne, wie du den Sonnenuntergang fotografieren kannst.
Die Verwendung des Histogramms ist gleich nach dem man die Basics, also das Zusammenspiel von Blende, ISO und Belichtungszeit verstanden hat, eines der wichtigsten Werkzeuge in der Fotografie. Das Gute ist, dass die meisten digitalen Kameramodelle das Histogramm bereits während des Fotografierens in der Live-View anzeigen können. Aber auch in den gängigen Bildbearbeitungsprogrammen, wie z.B. Photoshop, Luminar und Lightroom wird das Histogramm abgebildet. Doch wie liest man ein Histogramm und wie kann es uns helfen?
Beim Histogramm wird zwischen Luminanz Histogramm und RGB Histogramm unterschieden. Das Luminanz Histogramm zeigt die Helligkeit an, Schwarz, die Tiefen, die mittleren Töne, die Lichter und Weiß. Das RGB Histogramm zeigt die Helligkeit der drei individuellen Farbkanäle an, mit welchem man die Farben getrennt voneinander beurteilen kann. Besonders hilfreich, wenn man eine Szene mit einem hauptsächlich einfarbigen Motiv aufnimmt. Damit ist dann klar zu erkennen, wie viel Rot- Anteil, Blau-Anteil und Grün-Anteil vorkommen.
Verwendung des Histograms bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang Gerade wenn wir Richtung Sonnenaufgang und Sonnenuntergang fotografieren, haben wir viele dunkle und helle Bereiche in unseren Aufnahmen. Der Himmel ist dabei sehr hell und der Vordergrund viel dunkler. Genau hier greift das Histogramm und hilft uns zu erkennen ob unser Bild richtig belichtet wird. Aber auch bei Sonne von Hinten ist das Histogramm ein wichtiger Helfer, um auf dem Display einschätzen zu können, ob das Bild zu hell oder zu dunkel ist.
Zu dunkle oder zu helle Bereiche verlieren alle wichtigen Bildinformationen und können in der Nachbearbeitung nicht zurück gewonnen werden. Deshalb ist es sehr wichtig, ein ausbalanciertes Foto aufzunehmen, um in der nachträglichen Retusche alle Möglichkeiten nutzen zu können. Das Histogramm zeigt uns also die Helligkeitswerte des Bildes anhand von einem Balkendiagramm. Dieses wird in drei Teile aufgeteilt. Die Tiefen, die Mitteltöne und die Lichter. Wobei die Mitteltöne den größten Bereich ausmachen.
Beim Sonnenuntergang fotografieren wurde zu dunkel belichtet.
Beim Sonnenuntergang fotografieren wurde passend und mittig belichtet.
Beim Sonnenuntergang fotografieren wurde zu hell belichtet.
Deutlich zu erkennen bei der zu dunklen und zu hellen Belichtung sind die Balken in den Bereichen schwarz und weiß. Wenn diese anschlagen, enthält das Bild Anteile, die keine Farbinformationen mehr enthalten. Kurz gesagt: Wir haben entweder abgesoffenen Schatten oder ausgefressene Lichter. Und wenn man dies erst bei der Nachbearbeitung zu Hause sieht, ist es wirklich ärgerlich. Ergänzend zum Histogramm, kann auch die Über- und Unterbelichtungswarnung an der Kamera eingeschaltet werden.
Bei dieser Warnung wird durch blinkende helle und dunkle Stellen in der Bildvorschau angezeigt, das keinerlei Bildinformationen mehr aufgezeichnet werden können. Egal was ich mache, die Sonne ist im Histogramm immer überbelichtet Nichts strahlt heller als die Sonne. Tatsächlich ist die Sonne fotografisch die größte Herausforderung. Das menschliche Auge ist in der Lage, einen großen Umfang von Licht und Schatten zu visualisieren. Dies wird als Dynamikumfang einer Szene bezeichnet.
Leider ist die Kamera-Sensor-Technologie noch nicht in der Lage, den Dynamikumfang so zu erfassen, wie es das menschliche Auge kann. Daher ist es sehr schwierig direkt in die Sonne zu fotografieren und ein perfekt belichtetes Foto zu erhalten. Man müsste schon extrem unterbelichten, dies führt allerdings zu ausgesoffenen Bereichen im Bild. Natürlich lässt sich die Sonne auch als Stilmittel einsetzen. Wichtig ist, dass man ergänzend eine Gegenlicht-Blende verwendet. Dieses Kamera-Zubehör reduziert Objektiv-Reflexionen und Streulicht. Man kann, wenn es der Bildaufbau und das Motiv zulassen, die Sonne im Bild so positionieren, dass diese angeschnitten wird und man einen Blendendstern erhält.
Genau hier ist der Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang genau die richtige Tageszeit. Mit geschlossener Blende, lassen sich die schönsten Sonnensterne festhalten. Daher empfiehlt es sich mit einem Stativ zu arbeiten, weil die Belichtungszeit bei geschlossener Blende verlängert wird. Ein gutes Stativ ist bei Landschaftsfotografie im Allgemeinen, immer empfehlenswert.
Je nach Motiv, ist es auch möglich einen Silhouetten-Effekt zu erzielen. Hierbei wird auf die die hellen Bereiche des Bildes belichtet.
Wie kann ich bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang ein ausgewogenes Foto bei direktem Gegenlicht erstellen? Die Antwort lautet High Dynamic Range. Eine HDR Aufnahme, auch Mehrfachbelichtung genannt, kann bei schwierigen Lichtsituationen Abhilfe schaffen. Hierbei wird eine Belichtungsreihe mit unterschiedlichen Belichtungen aufgenommen. Diese kann dann mit entsprechender Software zu einem Bild verrechnet werden.
Mittlerweile gibt es einige Kamera Modelle, die eine automatische HDR Funktion anbieten. Bedeutet die Kamera verrechnet die Bilder eigenständig. Bei vielen Modellen funktioniert dies jedoch nur im JPEG-Format, was die Ergebnisse halbwegs brauchbar macht, aber mit einer externen RAW-Bearbeitung nicht zu vergleichen. Bevor wir zur Bearbeitung kommen, gibt es schon vor Ort einige Dinge, die beachtet werden müssen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Auch hier ist ein Stativ unerlässlich.
Da wir mehrere Fotos derselben Szene aufnehmen werden. Die Erstellung einer Belichtungsreihe kann per Hand oder automatisch durch die Kamera durchgeführt werden. Viele Kameras bieten eine Funktion an die automatische Belichtungsreihen erstellt. Hier kann man die Anzahl und die Belichtung der Aufnahmen festlegen. Oft reichen 3 Aufnahmen um auf Nummer Sicher zu gehen, wobei eine Aufnahme korrekt belichtet wird (+/- 0 EV), eine um 1-2 Blendenstufe unterbelichtet (-1/-2 EV) und die letzte um 1-2 Blendenstufe überbelichtet (+1/+2EV) wird.
HDR Aufnahmen bieten sich zum Sonnenuntergang fotografieren an.
In der heutigen Zeit ist es nicht schwer, HDR-Aufnahmen am Computer zu bearbeiten. Es gibt viele professionelle Bildbearbeitungsprogramme, die einem das Verrechnen von Belichtungsreihen erleichtern. Das bedeutet, dass man mehrere Fotos mit unterschiedlicher Belichtung aufnimmt und diese dann am Computer zusammenführt. Dabei werden die verschiedenen Helligkeitsstufen so verrechnet, dass ein Bild entsteht, welches einen größeren Dynamikumfang hat als jedes der Einzelbilder. Durch dieses Verfahren können auch sehr schwierige Lichtverhältnisse, wie zum Beispiel bei Sonnenuntergängen, gemeistert werden.
Bei der HDR-Fotografie gibt es jedoch auch einige Tücken, die man beachten sollte. So kann es passieren, dass das resultierende Bild durch zu starke Kontraste unnatürlich wirkt. Man sollte daher darauf achten, dass man nicht zu viele Bilder verwendet, sondern nur so viele wie nötig. Weniger ist hier oft mehr.
Alternativ zum HDR-Verfahren gibt es auch das sogenannte Exposure Blending. Dabei werden ebenfalls mehrere Fotos mit unterschiedlicher Belichtung aufgenommen und am Computer übereinander gelegt. Allerdings wird hierbei nicht einfach alles miteinander verrechnet, sondern manuell mit Hilfe von Masken zusammengesetzt. Das erfordert natürlich mehr Zeit und Aufwand als die automatische HDR-Fotografie, bietet jedoch auch mehr kreative Freiheit.
Ein großer Vorteil der HDR-Aufnahmen ist, dass sie als RAW-Datei abgespeichert werden können. Das bedeutet, dass man auch nach der Aufnahme noch viele Einstellungen an der Belichtung und anderen Parametern vornehmen kann, ohne dass die Qualität des Bildes darunter leidet. Allerdings sollte man darauf achten, dass man nicht zu viel nachbearbeitet, da sonst schnell ein unnatürliches Bild entsteht.
Manchmal reicht es aber auch aus, nur eine Belichtungsreihe aufzunehmen, um ein perfekt belichtetes Bild zu erhalten. Oft findet man unter den verschiedenen Belichtungen noch ein Einzelbild, welches genug Information für eine RAW-Einzelfotobearbeitung beinhaltet. Durch die Verwendung von drei oder mehr Fotos mit unterschiedlicher Belichtung erhöht man jedoch die Chance, ein perfekt belichtetes Bild zu erhalten.
Insgesamt bietet die HDR-Fotografie also viele Möglichkeiten, um schwierige Lichtverhältnisse zu meistern und ein perfekt belichtetes Bild zu erhalten. Mit der richtigen Vorsicht und kreativen Freiheit kann man so atemberaubende Bilder kreieren.